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“Die Welt ist ein Aufenthaltsort für Heroen, wo sollen wir da hin?”

Man könnte meinen, dies wäre eine frische Schlagzeile aus der heutigen Presse, aber nein ― das ist ein Zitat aus Bertolt Brechts “Flüchtlingsgesprächen”, in den 1940er Jahren verfasst und im Jahr 2024 beim zweiten Brecht-Abend am Bayernkolleg von Meike Droste dargestellt.

Dialoge zwischen dem Physiker Ziffel und dem Arbeiter Kalle, die im Bahnhofsrestaurant von Helsinki stattfinden, fügen sich zu einem Theaterstück mit Akten und Szenen, das typisch “brechtisch” ist: Von ganz konkreten historischen Umständen erzählend, erweist es sich als eine Parabel über Staat, Gesellschaft und Mensch, als ein Panorama der Zusammenhänge, die wir heute, 80 Jahre später, immer noch beobachten und anscheinend auch weiter beobachten werden. Brillante Sprache, treffende Bilder, bittere Ironie, dabei elegant-minimalistischer Stil ― ein Geschenk für Regisseure und Schauspieler, aber auch eine Herausforderung, der man sich immer stellt, wenn man mit Brecht zu tun hat, besonders wenn man allein auf der Bühne ist.

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Genauso war es an dem Abend, dem 23. März: Die Zuschauerinnen und Zuschauer sahen vor sich einen Tisch, einen Stuhl und eine Schauspielerin, die aus Brecht las. Und gerade an dem Punkt begann ein richtiges Theater, denn alle konnten Zeugen davon werden, wie Meike Droste mit Stimme, Intonation, Gestik und Mimik ein Bühnenbild schuf, Kalle und Ziffel zum Vorschein brachte und das Publikum in jenes Cafè im Bahnhofsgebäude von Helsinki herein ließ. Und schon vergisst man, dass sich alles in einem Konzertsaal abspielt, man ist selbst dieser Cafè-Besucher und lauscht den Stimmen der Sprechenden zu, die Grenzen zwischen Zeiten und Räumen verschwimmen, man sieht plötzlich: Die ganze Welt ist eigentlich dieses Cafè, die ganze Welt ist eine Bühne, auf der pausenlos ein einziges Theaterstück läuft ― das Leben selbst.

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Von Links: Kurt Idrizovic - Buchhandlung am Obstmarkt, Meike Droste, Julia Pasko, Oliver Killgus.

Die Lesung mit Meike Droste ist ein Teil des Projektes “Brecht am Bayernkolleg. Heimat - Fremde - Exil”, das vom Bayernkolleg Augsburg und der Buchhandlung am Obstmarkt ins Leben gerufen wurde.

Julia Pasko

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